Apple Airport am VDSL Anschluss

(Letztes Update: 27.12.2016 – 09:19 Uhr – Neue VDSL Modems) In diesem Beitrag beschreibe ich einen Weg um einen Apple Airport Router an einem VDSL Anschluss der Telekom oder deren Reseller (Congstar,  1und1 etc.) anzuschließen. Das Vorgehen lässt sich leicht auf anderen VDSL Anbieter (z.B. Vodafone) übertragen. Der Artikel ist absichtlich „einfach“ geschrieben. Ich beschreibe Dinge lieber etwas unscharf aber dafür für jedermann verständlich.

Status quo

Aktuelle VDSL Anschlüssen werden als sog. IP Anschlüsse realisiert. Die Telekom spricht gerne von „splitterlosen DSL“. Das klingt komplizierter als es ist: Aus Kostengründen trennen sich Telefonanbieter von Ihrem klassischen Telefonnetz und realisieren die Telefonie nun einfach über den Internetanschluss. Wo vorher also eine Trennung der gleichen Leitung mittels eine Splitters notwendig war gibt es nun nur noch eine Telefondose. Für den Anschluss von Telefonie und Internetzugang liefert die Telekom nun meist günstige All in One Lösungen (z.B. „Speedport“, „Fritzbox“) bestehend aus folgenden vier Komponenten:

  • DSL Modem: Kommuniziert über eine Kupferleitung mit der Gegenstelle der Telekom. (Die grauen Kästen auf der Straße)
  • Router: Meldet sich mittels Benutzername und Passwort bei der Telekom an („PPPoE“) und „verteilt“ den Internetzugang an mehrere Endgeräte wie PCs, Macs, Smartphones etc. im Haushalt
  • WLAN Access Point: Der Begriff spricht für sich.
  • IP Telefonie Einheit („SIP Basis“): Wo man früher einfach nur sein Telefon in die Dose gesteckt hat meldet sich dieser Teil ebenfalls mit Zugangsdaten bei der Telekom an. Bietet Anschlüsse für handelsübliche Telefone per Kabel oder auch drahtlos per DECT.

Solange man zu Hause nicht mehr als einen WLAN Access Point mit 1-3 PCs oder Smartphones braucht und 1-2 Telefone hat funktioniert die Lösung so auch wunderbar. Vorbei sind die Zeiten von Kabelgewirr, endlosen Anrufen bei der Hotline und genervten Freunden die leider mal erwähnt haben sich „mit IT auszukennen“.

Wo ist das Problem?

Wenn mein Heimnetz nun etwas gehobeneren Ansprüchen genügen soll stoßen die All-in-One Lösungen schnell an Ihre Grenzen. Bestes Beispiel: Als überzeugter Apple Jünger will ich natürlich einen Apple Airport WLAN Router nutzen. So ein Airport hat aber leider nur zwei der vier oben genannten Komponenten: Er ist Router und WLAN Access Point. Als was tun? Den Airport direkt in die Telefondose stecken ist keine Option, hat er ja kein integriertes VDSL Modem. Folgende Möglichkeiten bleiben:

Vorschlag 1:

Bestehenden DSL-Router und Airport hintereinanderschalten („kaskadieren“) Der häufigste Vorschlag, da auch am einfachsten umzusetzen. Hier wird der Airport an einen der Anschlüsse des bereits vorhandenen DSL-Routers (z.B. Speedport) gestöpselt. Der Airport läuft im Router-Modus („Router Modus: DHCP + NAT“). Funktioniert soweit, hat aber gravierende Nachteile: Ich habe nun zwei Router in Betrieb. Jedes Datenpaket muss von beiden Routern (Airport und dem ursprünglichen DSL Router) verarbeitet werden und durchläuft auch die mitunter nicht gerade optimal harmonierenden Firewalls beider Geräte. Zusätzlich nutzen sowohl der DSL Router als auch der Airport NAT (Wer wissen will was das ist: Wikipedia). Kurz und bündig: Zwei NAT Router in Reihe führen zu netten Nebeneffekten wie stotternden Airplay Verbindungen, Skype Sessions die urplötzlich abbrechen usw. Kurz: Käse, das muss besser gehen.

Vorschlag 2:

Airport zum reinen WLAN Access Point degradieren Um das kaskadieren von zwei Routern zu vermeiden ist der nächste Vorschlag meist den Airport einfach im Bridge Modus („Router Modus: Aus (Bridge)“) zu betreiben. Was heißt das? Sämtliche Router Funktionen des Airports werden deaktiviert und vom bestehenden DSL Router übernommen. Macht die Sache schon besser, da nun nur noch einmal NAT (im DSL Router) genutzt wird. Die Frage ist dann aber wieso man sich überhaupt einen Airport gekauft hat, im Grunde macht im Bridge Modus nichts anderes mehr als ein WLAN aufzuspannen. Ist die Verbindung zwischen DSL Router und Airport dann noch langsam ist das ganze schöne Highspeed WLAN des Airports sinnlos. Also: Technisch schon sauberer, aber nicht gut.

Vorschlag 3:

Zur Einwahl, ob nun ADSL oder VDSL, wird das PPPoE (Peer to Peer over Ethernet) Protokoll genutzt. Kann man sich im Grunde wie das Äquivalent zur Einwahl mit einem 90er Jahre 56k Modem (Die quietschenden Dinger, AOL Werbung, Boris Becker, ihr wisst schon) vorstellen. Mittels Benutzername und Passwort authentifiziert sich ein Benutzer z.B bei der Telekom Gegenstelle, diese gibt darauf hin den Internetzugang frei. Von der Sache bekommt man nicht viel mit, die Einwahl erfolgt normalerweise im DSL Router wie dem Speedport. Meinem Airport fehlt jedoch das VDSL Modem. Grandioser Einfall: Ich schalte im DSL Router die Router-Funktion und den WLAN Access Point aus und nutze nur noch das VDSL Modem. Der Airport erledigt den Rest. Geräte wie der Speedport W724V bieten sogar einen Schalter in der Weboberfläche ala „Nur als Modem verwenden“ und der Airport erlaubt die Einwahl per PPPoE. Angeschlossen, Zugangsdaten eintippen, speichern und? Funktioniert nicht. Das Airport Dienstprogramm wirft eine Fehlermeldung ala „PPPoE-Server nicht gefunden“. Die Frage nun: Warum?

Hintergrund VLAN:

Im Gegensatz zu herkömmlichen DSL Anschlüssen werden bei einem VDSL Anschluss sog. VLANs eingesetzt. Die technischen Details sind egal, nur grob: Ein VLAN (Virtual local area network) wird an einem VDSL Anschluss zur Trennung verschiedener Datenströme genutzt. Die Telekom trennt so z.B. Internetzugang und Entertain. Wozu das gut ist? Na damit Papa weiter Fussball ohne Bildaussetzer gucken kann währen der werte Tochter wieder die Leitung beim Skypen zum glühen bringt. Da die Telekom nicht jedem Kunden zwei Leitungen ins Haus legen kann werden die beiden Datenströme eben über die gleiche Leitung ins Haus gejagt und zwecks späterer Unterscheidung „markiert“. Technisch wird ein Datenpaket mit einer sog. VLAN-ID versehen („getagged“). So markiert z.B. die Telekom den herkömmlichen Internetverkehr mit VLAN-ID 7 und das Entertain IP-TV mit VLAN-ID 8. Wählt sich also ein Speedport Router per VDSL ins Internet ein, muss er jedes Paket mit der VLAN-ID 7 versehen. Macht er das nicht, ignoriert die Gegenstelle der Telekom korrekterweise jeden Verbindungsversuch. Andere Anbieter wie z.B. Vodafone nutzen übrigens andere VLAN-IDs, das Konzept ist aber das gleiche.

Hast du toll erklärt, und nu?

Geräte wie die komplette Apple Airport Serie (Extreme, Express und Time Capsule) haben keine Unterstützung für VLANs bei der Einwahl per PPPoE. Klar gibts in den USA nicht, wieso sollte Apple das für die paar Telekomjünger einbaun? 😉 Sprich: Der Airport schickt bei der PPPoE Einwahl also keine VLAN-ID mit. Die Gegenstelle ignoriert die Verbindungsanfrage, es kommt zum bereits genannten „PPPoE Server nicht gefunden“.

Lösung:

Um nun einen Airport die Einwahl an einem VDSL Anschluss zu ermöglichen braucht es also ein VDSL Modem (auch VDSL Bridge genannt) welches zusätzlich noch jedes eingehende Datenpaket vom Airport nachträglich mit einer VLAN-ID versieht und umgekehrt jedes Paket, bevor es an den Airport weitergeleitet wird, wieder von der VLAN-ID befreit. Nun ist es fast ein Ding der Unmöglichkeit in Deutschland ein reines VDSL Modem zu kaufen was auch noch an einem Telekom Anschluss funktioniert. Die Firma ZyXEL hat mit dem VMG1312-B30A VDSL2 Gateway jedoch ein Einsehen. Das Gerät hat zwar auch, in unserem Fall unnötige Funktionen, wie einen WLAN Access Point und einen integrierten Router, es wird allerdings ab Werk im VDSL Bridge Modus mit vorkonfigurierter VLAN ID 7 geliefert. Und das heißt? Anschließen und funktioniert!

Quelle: Eigene Darstellung

Vorgehen Zyxel VMG1312-B30A:

  • DSL-Buchse des Zyxel mit der TAE Dose verbinden
  • WAN Port des Airports mit einem LAN Port des Zyxels verbinden
  • Mit dem Airport Dienstprogramm die Einwahl per PPPoE konfigurieren
    • Telekom: Benutzername ist AnschlusskennungT-Online-Nummer#Mitbenutzernummer@t-online.de
  • Per VDSL und Airport im Internet surfen
  • Wenns nicht klappt: Aktuelle Firmware einspielen.

Alternative: Draytek Vigor 130

  • Ab Werk bereits als VDSL Modem inklusive VLAN Tagging konfiguriert.
  • WAN Anschluss des Airports in LAN Anschluss des Vigors einstecken
  • Falls nicht: Vigor130 per LAN an einen Rechner anschließen und Firmware updaten!
  • Airport wie oben beschrieben konfigurieren

Und wie bekomm ich da nun noch meine Telefone angeschlossen? Ich mach es kurz: Es gibt nur wenige Geräte die problemlos funktionieren. Ich kann aus persönlicher Erfahrung das Gigaset 430 IP empfehlen.  Die Einrichtung nach Anleitung klappt wunderbar. Wichtig: Das Gigaset wird per LAN Kabel am Airport angeschlossen, nicht irgendwo anders!

Zusammenfassung Hardware Empfehlungen:

VDSL Modem: Zyxel VMG1312-B30Azyxel Mein aktueller Favorit. Ab Werk bereits als VDSL Modem inklusive VLAN Tagging konfiguriert. Einstecken und funktioniert.
VDSL Modem: Draytek Vigor130 vigor Preislich etwas günstiger als der Zyxel. Mit der neusten Firmware ist keine Einrichtung mehr notwendig. Dem Zyxel mittlerweile ebenbürtig.
IP Telefon: Gigaset 430 IPGigaset Jedem der auf seinen Festnetz Anschluss nicht verzichten will sei das Gigaset IP Telefon empfohlen. Am Airport angeschlossen lässt es sich in Minuten konfigurieren.

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